In vielen Ländern führte die Covid-19-Pandemie zu einem starken Anstieg der medizinischen Abfälle (Klemeš et al., 2020). In Deutschland werden Abfälle, die bei der Behandlung von Covid-19-Patienten anfallen, dem Abfallschlüssel 18 01 04 zugeordnet und ohne besondere Anforderungen entsorgt (RKI, 2021a). Wie bereits vermutet, war im Jahr 2020 eine pandemiebedingte Veränderung des Abfallaufkommens bei den Siedlungsabfällen deutlich sichtbar. Beim Vergleich der Abfallbilanzen von acht deutschen Städten aus den Jahren 2019 und 2020 wurde ein Anstieg der Glasabfallmenge um 12,1 % festgestellt. Dies resultiert aus einem Anstieg des Glasverbrauchs, da Menschen vermehrt Vorräte angelegt haben und mehr Convenience-Produkte gekauft wurden. Aufgrund der Covid-19-Pandemie haben sich die Einkaufs- und Essgewohnheiten der Menschen verändert (STMELF, 2021). Der zweitgrößte Anstieg des Abfallaufkommens von 6,4 % wurde beim Sperrmüll verzeichnet, was auf eine verstärkte Nutzung der Recyclingzentren zurückzuführen ist. Die verstärkte Nutzung von Lebensmittellieferdiensten führte zu 4,8 % mehr Leichtverpackungsabfällen. Die Menge an Bioabfall stieg um 5,7 %, weil die Menschen zu Hause blieben und mehr Lebensmittel zu Hause verzehrt wurden. All diese genannten Veränderungen im Abfallaufkommen können teilweise auf die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zurückgeführt werden. Es ist auch anzumerken, dass das Abfallaufkommen immer etwas schwankt, und abgesehen von der Covid-19-Pandemie können auch andere Gründe zu Veränderungen im Abfallaufkommen geführt haben. Geringe Veränderungen im Abfallaufkommen, wie z. B. bei der Menge der Elektroaltgeräte von 1,1 %, sind auf Schwankungen zwischen den Jahren zurückzuführen. Vor allem die Schließungen und die damit verbundene Situation hatten einen großen Einfluss auf das Abfallaufkommen. Ein Rückgang des Abfallaufkommens war nur bei Metallen (- 0,9 %) und Schadstoffen (- 3,3 %) zu verzeichnen. Auch beim PPK-Aufkommen war ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Dies ist wahrscheinlich auf eine Volumenzunahme durch einen höheren Anteil an Pappe zurückzuführen. Die Abfälle, die bei der Verwendung von medizinischen Masken und der Durchführung von PCR-Tests entstehen, haben kaum Einfluss auf das Abfallaufkommen.
Bei Übertragungswegen des Sars-CoV-2 spielt vor allem die Verbreitung des Virus über die Luft eine Rolle. Hierbei haftet es im Allgemeinen an flüssigen Partikeln und kann so bis zu mehreren Stunden in der Luft hängen sowie über kurze Strecken durch Luftturbulenzen transportiert werden. Die Aerosole können durch Sedimentation auch auf Oberflächen ablagern (GAeF, 2020). Die Überlebensdauer von Sars-CoV-2 auf Oberflächen wird von der relativen Luftfeuchtigkeit und der Temperatur beeinflusst. Zudem überlebt das Virus länger auf glatten Oberflächen, wie Kunststoff (7 d) oder Edelstahl (7 d), als auf porösen Oberflächen, wie Papier (3 h) oder Baumwolle (1 h) (Chin et al., 2020; Kasloff et al., 2020). Daten oder Erkenntnisse über die Übertragung von Sars-CoV-2 durch feste Partikel, wie Staub oder Mikroplastik, gibt aktuell noch nicht.
Die Wahrscheinlichkeit einer Schmierinfektion ist von mehreren Faktoren, wie zum Beispiel dem Material, der Virenlast und den Hygienemaßnahmen, abhängig. Aktuell gibt es noch keine Belege, dass eine Covid-19-Erkrankung durch eine Schmierinfektion verursacht wurde. Weitere Angaben über die Infektionsdosis von Sars-CoV-2 und der Virenlast auf Abfällen sind Stand heute noch unbekannt. Je länger das Virus sich auf einer Oberfläche befindet, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Anzahl und Pathogenität des Sars-CoV-2 für eine Übertragung ausreichen (Guo et al., 2021). Zudem gibt es weitere Umweltfaktoren, wie z. B. die Temperatur oder den pH-Wert, die das Überleben des Virus beeinflussen. Bei 60 °C ist das Virus nach 32,5 min inaktiviert und bei 80 °C nach 3,7 min (Hessling et al., 2020).
Die Tatsache, dass Abfälle Stunden bis Tage in den Abfallbehältern gelagert werden, bevor sie abgeholt werden, senkt erheblich die Wahrscheinlichkeit, dass sich noch lebensfähiges Sars-CoV-2 auf den Abfällen zu dem Zeitpunkt der Abfallsammlung befindet. Dies gilt für Glas, PPK und Leichtverpackungen. Aufgrund der heterogenen Zusammensetzung des Restabfall und des kurzen Entleerungsturnus könnte es sein, dass sich noch infektiöses Sars-CoV-2 auf den Abfällen befindet zum Zeitpunkt der Abfallsammlung. Ähnliches gilt auch für Bioabfälle. Hier begünstigt der hohe Wassergehalt der Abfälle das Überleben des Virus. Bei der Abfallsammlung kommen die Fachkräfte nicht in direkten Kontakt mit Abfällen. Denn es werden nur die Abfallbehälter zum Sammelfahrzeug geschoben oder gehoben und die Wertstoffcontainer werden mit einem Kran angehoben. Die Schutzmaßnahmen bei der Abfallsammlung stellen die Arbeitshandschuhe sowie verschiedene Verhaltensregeln dar. Diese verringern das Risiko, dass Fachkräfte mit Sars-CoV-2 kontaminierte Gegenstände anfassen. Bei der Behandlung der Abfälle können die Fachkräfte in Kontakt mit den Abfällen kommen, so bei der Handsortierung oder der Reparatur und Wartung von Anlagen. Auch hierbei gibt es diverse Maßnahmen, wie z. B. Arbeitshandschuhe, Atemschutzmasken und Verhaltensregeln, um die Fachkräfte vor Gefahren und dem allgemeinen Infektionsrisiko ausgehend von Abfällen zu schützen (DGUV, 2016a, 2016b; Kirsch, 2021). Insgesamt wird das Risiko einer Übertragung von Sars-CoV-2 durch den Kontakt mit kontaminierten Oberflächen oder Gegenständen als sehr gering eingeschätzt (CDC, 2020; Guo et al., 2021). Sowohl für die Recyclingprozesse von Kunststoffen, Glas, Metallen und Papier als auch für die aerobe und die anaerobe Behandlung von biologischen Abfällen gilt, dass Sars-CoV-2 vollständig inaktiviert wird und von den Produkten, die aus dieser Behandlung entstehen, kein Infektionsrisiko ausgeht.
Zitierte Literatur
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7. Hessling, M., Hoenes, K., & Lingenfelder, C. (2020). Selection of parameters for thermal coronavirus inactivation – a data-based recommendation. GMS Hygiene and Infection Control, 15. https://doi.org/10.3205/dgkh000351
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11. RKI. (2021a). RKI – Coronavirus SARS-CoV-2—Empfehlungen des RKI zu Hygienemaßnahmen im Rahmen der Behandlung und Pflege von Patienten mit einer Infektion durch SARS-CoV-2. Abgerufen 3. Juni 2021, von https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Hygiene.html
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